Der Fahrer steigt in den Wagen und das Fahrzeug beginnt, die vitalen Funktionen zu überprüfen. Herzfrequenz und Temperatur stimmen, es kann losgehen. Bis zur Autobahn fährt der Mensch, anschließend der Wagen. Über Funk wird mit anderen Autos kommuniziert, die durch die Car-to-Car Communication die Informationen eines 10 Kilometer entfernten Staus weiterleiten, welche auf dem Head-Up-Display angezeigt werden – moderne Technik berechnet nun den kürzesten Weg zum Ziel und das Fahrzeug entscheidet sich, von der Autobahn abzufahren und einen anderen Weg zu nehmen.
Während der Fahrt hält das Auto selbstständig die Spur und passt seine Federung der Bodenbeschaffenheit an, um einen möglichst hohen Komfort zu gewährleisten. So oder ähnlich könnte Autofahren in der Zukunft aussehen. Erfahren Sie, welche Fahrerassistenzsysteme in Planung und welche noch weit entfernte Zukunftsmusik sind.
1. Autonomes Fahren
In kaum einem anderen Bereich der Automobilindustrie wird derzeit so stark geforscht und entwickelt wie in dem des autonomen Fahrens. Ohne menschliche Einwirkung fährt das Auto von selbst, lenkt eigenständig und passt die Geschwindigkeit dem Verkehr an. Sensoren und innovative laser-, kamera- und radargestützte Fahrerassistenzsysteme erkennen Hindernisse wie etwa Baustellen und Unfälle zeitnah und bremsen das Fahrzeug ohne Einflussnahme des Fahrers ab. Wird der Mensch durch vielseitige Systeme unterstützt, fährt größtenteils aber noch selbst und kann jederzeit in die Steuerung eingreifen, spricht man von hochautomatisiertem Fahren. Eine klare Definition existiert jedoch noch nicht. Problematisch verhält es sich derzeit noch mit der Gesetzgebung, weil es keine klaren Regeln für Situationen gibt, in denen das Auto den Fahrprozess übernimmt. Kommt es beispielsweise zum Unfall, muss jemand zur Verantwortung gezogen werden – der Fahrer oder der Hersteller?
Derzeit machen viele Test- und Pilotprojekte die Runde, wie zum Beispiel das „Drive Me“-Projekt von Volvo, das von der schwedischen Regierung unterstützt wird. Seit April 2014 fahren 100 Testfahrzeuge autonom auf öffentlichen Straßen rund um Göteborg. Unter Alltagsbedingungen testet Volvo die Mobilität der Zukunft und plant ab 2017 erste Leasingfahrzeuge, die autonomes Fahren anbieten – ab 2020 sollen diese Autos in Serie gebaut werden
Dass Google mittlerweile weit mehr als eine Suchmaschine ist, dürfte nicht nur Android-Usern klar sein. Dass das Unternehmen nun aber auch Fahrzeuge für autonomes Fahren herstellt und erste Prototypen testet, ist vielen vielleicht neu. Auf Bedienelemente, Lenkrad und Pedale wird verzichtet, weil sie beim autonomen Fahren nicht benötigt werden. Inwiefern das Google Auto marktreif wird, bleibt abzuwarten. Fest steht, mit autonomes Fahren bekommt der Begriff Geisterfahrer eine ganze neue Bedeutung.
2. Eingebaute Chips im Autokennzeichen
Nummernschilder für Fahrzeuge sind durch einen Kennzeichenchip weit mehr als nur noch klassische Blechschilder mit Zahlen und Buchstaben. Im Ausland bereits vermehrt eingesetzt, beinhalten die in das Autokennzeichen integrierten Chips zusätzliche Informationen – bis hin zur Steuernummer. RFID steht für Radio-Frequency Identification und beschreibt die Fähigkeit des Chips, Informationen über Funk weiterzugeben. Somit wäre es beispielsweise für Polizisten ein Leichtes, Kennzeichen aus der Entfernung auszulesen.
In Dänemark, Rumänien, Brasilien, der Schweiz und vielen weiteren Ländern wird schon das sogenannte 3. Kennzeichen verwendet. Hierbei handelt es sich um eine selbstklebende, nicht zerstörbare Hologramm-Folie, die sowohl auf die Blechkennzeichen als auch auf der Innenseite der Windschutzscheibe angebracht wird. Kommt es zum Diebstahl der Nummernschilder, können diese durch die fehlende Klebefolie der Windschutzscheibe nicht verwendet werden.
3. Augmented Reality
Die Frontkamera filmt die Umgebung, welche beispielsweise auf dem Navigationssystem oder Head-Up-Display im Auto erscheint. Dieser realen Wiedergabe werden richtungsweisende Pfeile, Informationen zu den Gebäuden im Umkreis, Sehenswürdigkeiten oder Hinweise auf die nächsten Tankstellen virtuell hinzugefügt. Augmented reality oder virtual reality nennt sich diese erweiterte Wahrnehmung der Realität und wird derzeit unter anderem von Mercedes Benz entwickelt.
Erweiterte Wahrnehmungssysteme ersetzen zukünftig auch die klassischen Handbücher für Autos. Mittels Kamera und Smartphone augmented reality App soll beispielsweise die Technik im Fahrzeug visualisiert werden. Filmen Fahrzeughalter die Motorhaube, können sie via App hindurch blicken und erhalten ein virtuelles Bild vom Motorinnenraum. So können sie sich alle Komponenten wie Nockenwelle, Zylinder, Zündkerzen oder Kolben anzeigen und erklären lassen.
4. Head-up-Display (HUD)
Die wichtigsten Fahr- und Verkehrsinformationen werden direkt auf die Windschutzscheibe mit Hilfe eines Head-up-Displays (HUD) in das Sichtfeld des Fahrers projiziert. Die wörtlich übersetzte Kopf-oben-Anzeige sorgt dafür, dass der Fahrer weniger Ablenkung durch den Blick auf das Tacho oder Navigationsgerät erfährt und stattdessen die Augen geradeaus auf die Fahrbahn richten kann.
Solche Anzeigen wurden bereits in den 1940er Jahren in Kampfflugzeugen verwendet. Seit dem Ende des letzten Jahrtausends tüftelten auch verschiedene Automobilhersteller wie General Motors am Head-up-Display für das Auto und entwickelten bereits Schwarzweiß-Versionen, bei denen die aktuelle Geschwindigkeit auf die Frontscheibe projiziert wurde. Farbliche Anzeigen benutzt BMW schon seit 2003 in den 5er- und 6er- Modellreihen.
Mittlerweile sind Head-up-Displays bei diversen Herstellern ab Werk im Angebot, das Nachrüsten ist inzwischen aber auch möglich und kommt vor allem denjenigen zu Gute, für deren Modelle keine Sonderausstattung mit dem Head-up-Display zur Verfügung steht. Bisher sind diese Displays relativ klein gehalten und mit wenig Informationen bestückt. Zukünftig soll aber mehr auf die Windschutzscheibe projiziert und mit augmented reality in Verbindung gebracht werden.
5. Virtuelles Cockpit
TFT-Display statt klassischer Instrumentenanzeige: Das virtuelle Cockpit ersetzt zukünftig die konventionellen Elemente wie Drehzahlmesser, Tacho und Tankanzeige hinter dem Lenkrad. Individuell einstellbar, erhält der Fahrer – ohne den Blick nach links oder rechts zu wenden – die wichtigsten Informationen zur Geschwindigkeit, Tankfülle, Entfernung zum Ziel, Uhrzeit und Temperatur gebündelt direkt vor sich.
Die Funktionen können je nach Bedarf direkt am Lenkrad eingestellt werden, sodass der Fahrer möglichst wenig Ablenkung erfährt. Ist der Tank beispielsweise voll und soll weniger darauf, sondern mehr auf die Navigation geachtet werden, kann sich die Karte per Knopfdruck über die komplette Fläche des Displays ausbreiten. Das Konzept wurde bereits von Audi vorgestellt und soll im Zuge der Markteinführung des neuen Audi TTs Einsatz finden.
6. Laserlicht
Abblendlicht, Standlicht, Tagfahrlicht, Parklicht, Fernlicht & Co. - damit das Auto gut gesehen wird und der Fahrer die Orientierung auch im Dunkeln nicht verliert, sind Unmengen verschiedener Lichter in Pkws verbaut. Kein Wunder, dass auch bei der Lichttechnik ständig geforscht und weiterentwickelt wird. Von dem Halogen Scheinwerfer über Xenon bis hin zum LED Licht wurden viele Lichtkonzepte konstruiert.
Doch es geht noch heller und noch effektiver: Mittels Laser wird ein Fernlicht erzeugt, dass eine Reichweite von 600 Metern haben soll. Dadurch werden Straßenschilder und Hindernisse früher erkannt und die Verkehrssicherheit erhöht.Das Laserkonzept ist für das Auge des Fahrers unschädlich, weil mehrere Dioden zunächst gebündelt auf einen Phosphorstoff treffen und dieser das Licht umwandelt. So entsteht ein sehr helles, dem Tageslicht ähnliches und für den Menschen ungefährliches Fernlicht. Die Dioden des Lasers sind wesentlich kleiner als konventionelle Systeme, sodass der Platzbedarf viel geringer ist.
BMW und Audi konkurrieren derzeit um die erste in Serie gebaute Modellreihe mit Laser Scheinwerfer. Audi will den Audi R8 LMX, der zwar nur auf 99 Exemplare limitiert ist und stolze 210.000 Euro kostet, in diesem Sommer in den Verkauf bringen. Ab November soll auch der BMW i8 mit Laserlicht über deutsche Straßen rollen.
7. Kameras
Um die Sicherheit im Straßenverkehr weiter zu steigern, werden in Zukunft Kameras im Auto unerlässlich sein. Sie erfassen die Objekte vor dem Auto, die Beschaffenheit der Straße, die Augen des Fahrers – kurzum: Alles, was in und um das Fahrzeug herum passiert. Die Autokamera hinter dem Rückspiegel zum Beispiel erkennt genormte Verkehrsschilder. Wird ein Tempolimit überschritten, sendet das System über das Infodisplay eine Warnung an den Fahrer, sodass dieser reagieren kann. Bei konventionell festgelegten Geschwindigkeitsbegrenzungen, wie sie beispielsweise ab Ortseingangsschild greifen, verwendet der Computer das Kartenmaterial auf seiner Festplatte.
Schwierig wird es, wenn die Tempolimits nur zu bestimmten Zeiten oder Wetterbedingungen gelten. Auch eine Aufhebung kann derzeit noch nicht von der Autokamera erkannt werden. Für die Prävention von Zusammenstößen mit feststehenden Objekten, Lebewesen und anderen Fahrzeugen sind Kameras ebenso von großer Bedeutung. Sie erfassen die Umgebung präzise und erkennen die Gefahr einer Kollision. Bleibt eine Reaktion des Fahrers aus, ist das System in der Lage, eine Vollbremsung durchzuführen. Die Mikroprozessoren im Kamerasystem, das von Continental und Daimler entwickelt worden ist, reagieren mit 250 Millisekunden tausendmal schneller als das menschliche Gehirn.
So senden sie auch Alarm, wenn der Lidschlag des Fahrers länger andauert oder die Frequenz abnimmt - ein sicheres Zeichen für einen Aufmerksamkeitsverlust (alternative Systeme wie der ATTENTION ASSIST von Mercedes messen die Aufmerksamkeit anhand von Fahrverhalten und Lenkbewegungen). Weniger zur Sicherheit, aber für den Komfortaspekt der Autoinsassen gewinnbringend sind Kameras, die die Beschaffenheit der Fahrbahn filmen. Mittels Sensoren wird je nach Straße die Federhärte automatisch angepasst, sodass die Fahrt für die Insassen ruhiger abläuft.
8. Sensoren im Auto
Ein Hauptziel des Autos der Zukunft ist es, Unfälle mit Schwerverletzten und Toten zu vermeiden. Die Entwicklung feiner Sensoren, die untereinander gekoppelt sind, ist dafür ein wesentlicher Bestandteil. Das Sensorik-System scannt den Verkehr und übermittelt via auditiven und haptischen Elementen, wie dem Senden von hohen Piepstönen oder dem Vibrieren des Lenkrads, die Gefahr. In brenzligen Situationen können bestimmte Sensoren automatisch eine Notbremsung auslösen.
Weiterhin kann die Kraftstoffzusammensetzung durch einen Sensor erkannt und auf diese Weise die Motorsteuerung optimiert werden. Die Sensoren ermöglichen die effektivere Kraftstoffeinspritzung, die Verbesserung der Fahrbarkeit sowie die Reduzierung von Emissionen und Verbrauch.
Sensoren im Reifen messen außerdem unterschiedliche Verformungen, um so den Reifendruck zu überprüfen – dieses System soll ab November 2014 für alle Neuwagen verpflichtend sein. Ebenso kann das Gewicht von Gepäck und Insassen erfasst werden, um eine Überlastung zu vermeiden. Das ausgeklügelte System ist zudem für die Profiltiefe zuständig: Durch das Abrollverhalten ist die Tiefe erkennbar und kann so an den Fahrer übermittelt werden.
9. Spurhaltesystem
Auf langen Reisen, leeren Autobahnen oder nach einem anstrengenden Tag passiert es leicht, dass die Aufmerksamkeit des Fahrers nachlässt. Der Sekundenschlaf setzt ein, das Fahrzeug driftet nach rechts oder links, geradewegs auf den Baum oder die Leitplanke zu. Systeme, die die Spur des Autos halten, schützen schon seit einigen Jahren mittels Vibrationen des Lenkrades und Piepstönen vor dem Wahrwerden dieser Szenarien.
Doch jetzt kommen Kameras zu Hilfe: Sie zeichnen die Fahrbahn auf und Sensoren unterstützen den Fahrer, das Fahrzeug in der Mitte der Spur zu halten. Die Kopplung mit der elektronischen Servolenkung führt dazu, dass in gefährlichen Situationen ein Gegendruck am Lenkrad erzeugt wird. Die Aufmerksamkeit des Fahrers wird erregt und gleichzeitig wird einer Kollision vorgebeugt. Somit soll eine der häufigsten Unfallursachen im Verkehr eliminiert werden. Der Iane assist, so die Bezeichnung für dieses Sicherheitssystem, wurde vom US-amerikanischen Automobilzulieferer TRW entwickelt und geht demnächst in Serie.
10. Selbstreinigender Lack
Keine Fahrt mehr durch die Waschanlage, kein Schrubben per Hand: Der selbstreinigende Lack, der auf Nanotechnologie basiert, wurde im Frühling 2014 erstmalig von Nissan getestet. Durch die „Ultra-Ever-Dry“-Technik sorgen Siliziumoxid und fluorierter Kohlenwasserstoff für eine Oberschicht auf dem Lack, die sich durch wasser- und fettabstoßende Eigenschaften auszeichnet – ähnlich wie bei dem Lotuseffekt. Die ersten Testläufe von Nissan waren erfolgreich. Frost, Wasser oder Schmutz konnten dem Lack nichts anhaben. Langzeituntersuchungen stehen bisher noch aus.
Der Lack, der den Glanz des Fahrzeugs dauerhaft erhält, ist jedoch momentan noch sehr kostspielig und umweltschädlich. Eine Weiterentwicklung soll den Lack gegenüber Schrammen unempfindlicher machen, beziehungsweise eine Selbstreparatur ermöglichen: Unter Einwirkung von Sonnenlicht reagieren Chitosan und Oxetan an der betroffenden Stelle miteinander und setzen Moleküle frei, die den Lack über dem Kratzer wieder schließen.
11. Ultraschall statt Scheibenwischer
Adieu Scheibenwischer: McLaren plant, die Windschutzscheibe mittels Ultraschalltechnik in Schwingungen zu versetzen, sodass Wasser und Schmutz über das Dach des Autos entweichen. Das hauptsächliche Ziel ist, durch die dann unnötigen Scheibenwischer den Windwiderstand zu minimieren, um Sportwagen noch schneller zu machen. Nebenbei verliert das Fahrzeug an Gewicht, da Wassertank und Antriebsmotor ebenso überflüssig werden.
Doch die Innovation hat auch Nachteile: Die Schwingungen bleiben aus, wenn das Auto gerade parkt – steht es dazu noch unter einem Baum, muss die Reinigung von Vogelkot und Baumharz per Hand stattfinden. Ein weiteres Problem ergibt sich gesetzlich: Die bisherigen Wischer sind Pflicht.
12. Car-to-Car Communication (Car2Car)
Spätestens dann, wenn der BMW selbstständig mit dem 5 Kilometer entfernten Ford kommuniziert und schon frühzeitig Informationen über ein Hindernis auf der Fahrbahn erhält, sind wir in der Zukunft angekommen. Car-to-Car Communication beschreibt den Daten- und Informationsaustausch zwischen verschiedenen Automobilen zum Zweck der Früherkennung von Gefahrsituationen. Über Funk wie UMTS oder WLAN werden gesammelte Werte von beispielsweise Geschwindigkeit, starker Abbremsung oder Ansprechen des ABS oder ESP an nachfolgende Verkehrsteilnehmer weitergegeben. Anhand dessen berechnet das Auto eigenständig eine mögliche gefährliche Sachlage und gibt dem Fahrer ein Warnsignal, sodass dieser rechtzeitig eingreifen und Unfälle vermeiden kann.
Auf diese Weise werden Fahrer schneller als bisher auf Baustellen, Unfälle, mögliches Blitzeis oder Aquaplaning aufmerksam. Problematisch ist allerdings die Effektivität bei geringem Netzausbau – Studien über die Car2Car Communication vom Verband der Automobilindustrie (VDA) haben ergeben, dass mindestens 10 bis 15 Prozent der Fahrzeuge über dieses System verfügen müssen, um einen Effekt zu spüren. Andernfalls kann es sein, dass ein Auto mit ausgestattetem Kommunikationssystem niemals eine Rückkopplung eines anderen Autos erfährt.
13. Biometrische Sensoren im Auto
Autofahren bedeutet oftmals auch extremen Stress. Nicht selten hört man, dass Menschen am Steuer zusammengebrochen sind – von Übermüdung bis hin zum Herzinfarkt. Dass eine solche Situation auch für andere Verkehrsteilnehmer gefährlich werden kann, ist für Autohersteller Grund genug, sich mit biometrischen Sensoren im Auto zu befassen. Diese messen dauerhaft die wichtigsten vitalen Funktionen des Körpers, wie die Atmung, den Puls oder die Temperatur. Anhand der Werte passt sich das Auto der Geschwindigkeit an und bremst dann ab, wenn beispielsweise ein Herzinfarkt erkannt wird. Selbst Sensoren in Kopfstützen, die Gehirnströme messen, sind in absehbarer Zukunft denkbar.
Problematisch wird es jedoch, wenn der Fahrer nicht selbst eingreifen kann. Angenommen, er ist auf dem Weg ins Krankenhaus, um einen Freund zu besuchen oder auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch – dies sind Situationen, in denen Stresswerte gemessen werden, der Fahrer aber in vielen Fällen trotzdem Herr der Lage ist. Wichtig ist also, dass die Sensoren zwischen positiven und negativem Stress unterscheiden und sich der tatsächlichen Situation anpassen. Vielleicht müssen hier Mediziner und Autohersteller noch enger zusammen arbeiten?
Neben den vitalen Sensoren gibt es biometrische Messgeräte zur Fahreridentifizierung. VW etwa hat ein Konzept vorgestellt, bei dem das Gesicht des Fahrers via Infrarotkamera erfasst wird. Zusätzliche Sensoren erfassen zum Beispiel das Gewicht der eingestiegenen Person und ermitteln durch alle Fakten, ob diese fahrberechtigt ist. Ähnliches ist bei Nissan geplant: ab April 2015 wird der Qashqai mit Sitzen ausgestattet, deren biometrische Gesäßsensoren den Fahrer beim Hinsetzen erkennen und den Sitz anpassen.
Alkohol-Zündschlosssperre
Jährlich erfasst die Polizei in Österreich mehr als 2.200 Unfälle unter Alkoholeinfluss. Um diese zu verhindern, eignet sich die Alkohol-Zündschlosssperre, die das Fahrzeug erst freigibt, wenn der Fahrer einen Atemalkoholwert unter der gesetzlich vorgeschriebenen Grenze nachweisen kann. In den USA werden solche Systeme bereits seit 1986 eingesetzt und mittlerweile hat jeder Staat der Vereinigten Staaten ein Gesetz zum Einsatz von solchen Zündschlosssperren. Anwendung findet das System vor allem bei bereits wegen Trunkenheit am Steuer verurteilten Fahrern. Sie erhalten eine Auflage und müssen vor dem Bewegen des Fahrzeugs dieses erst durch das „Pusten ins Röhrchen“ freischalten. Viele europäische Länder, wie zum Beispiel die Niederlande, Belgien oder Schweden, setzen die Wegfahrsperre bereits als gerichtliche Auflage ein. Da es in Österreich noch keine gesetzliche Grundlage gibt, ist die Alkohol-Wegfahrsperre noch nicht im Einsatz, wird aber durch das Verkehrsministerium geprüft.
14. Bremsen
Das Fahrzeug wird schon lange nicht mehr nur durch die Fußbewegung des Fahrers gebremst. Inzwischen gibt es einige Systeme, die automatisch vor Hindernissen abbremsen oder vor Kurven die Geschwindigkeit drosseln. Doch Entwickler forschen daran, die Bremse effektiver zu gestalten. Momentan wird die kinetische Energie des hydraulischen Bremssystems ungenutzt als Wärme in die Umwelt abgegeben. Rein elektronische Bremsen sind daher das langfristige Ziel der Forscher, die damit auf die Hydraulik komplett verzichten.Sensoren sollen es dann ermöglichen, Bremsvorgänge auch in plötzlich auftretenden Gefahrensituationen selbstständig einzuleiten.
Dabei ist nicht nur die potentielle Kollision mit dem Objekt oder Subjekt vor dem Fahrzeug von Bedeutung. Das Sensorik-System des Wagens muss auch den Abstand zu nachfolgenden Verkehrsteilnehmern erkennen können, um Auffahrunfälle zu vermeiden. Fakt ist, dass das Vertrauen des Fahrers immens sein muss, überlässt er das Bremsen einzig und allein der Elektronik. Doch in den nächsten Jahrzehnten wird das bewährte hydraulische System erst einmal weiterhin bestehen, so die Forschung.
15. Neue & alternative Antriebe
Geht es nach Science-Fiction Filmen, müssten wir uns spätestens im Jahr 2015 mit fliegenden Autos durch die Welt bewegen. Diese Fortbewegungsmöglichkeit besteht zwar schon, allerdings legen die großen Automobilhersteller ihren Fokus auf andere, in der Entwicklung günstigere Antriebe. Vor allem umweltschonende Kraftstoffe stehen nach der Debatte zum Klimawandel im Zentrum verschiedener Forschungen – allen voran der Elektroantrieb.
Elektroantrieb:
In elektronisch angetriebenen Fahrzeugen wird die Energie in einer Batterie gespeichert, um bei Bedarf in Bewegungsenergie umgewandelt zu werden. In den 1920er Jahren spielten E-Fahrzeuge schon einmal eine wichtige Rolle, wurden aber von den Autos mit Verbrennungsmotoren nach und nach verdrängt – um heute wieder stärker im Blickfeld der Wissenschaft zu stehen. Gegenüber den üblichen Diesel- und Ottomotoren produzieren E-Autos nahezu keinen Lärm oder Schadstoffe: die CO2-Emission tendiert gegen null. Zudem ist der Antriebsstrang einfacher aufgebaut.
Zwar ist die Reichweite von Elektrofahrzeugen wesentlich geringer als von Pkw mit Verbrennungsmotoren, doch zum einen stehen Wissenschaftler erst am Anfang der Entwicklung und zum anderen ist die Reichweite für die meisten Fahrer und der Fortbewegung in der Stadt ausreichend. Den Antrieb mit dem Strom aus der Steckdose nutzen unter anderem der Renault Twizy, der BMW i3, der Peugeot iOn, der VW e-up!, der Nissan Leaf und der Tesla Model S.
Brennstoffzelle:
Der Antrieb via Brennstoffzelle ist eine Variante der elektronischen Fortbewegung. Chemische Energie wird mit Hilfe der Energieträger Wasserstoff oder Methanol in einer Brennstoffzelle in elektrische Energie umgewandelt. Diese Form besitzt mit 33,3 kWh/kg eine hohe Energiedichte – zum Vergleich: Dieselkraftstoff besitzt eine Energiedichte von 11,8 kWh/kg und Superbenzin von 11,1 kWh/kg.
Hybridautos:
Fahrzeuge mit einem Elektro- und einem Verbrennungsmotor werden Hybridautos genannt. Sie vereinen die Vorteile beider Motoren und beziehen ihre Energie je nach Bedarf aus einem der beiden Kraftstoffe. Produziert der Verbrennungsmotors überschüssige Energie, wird diese für die Ladung des Akkus verwendet. Eine spezielle Form des Hybriden ist der Plug-in-Hybrid, bei dem die Akkus nicht mehr nur durch den Verbrennungsmotor aufgeladen werden, sondern zusätzlich durch Strom. Zum 1. Januar 2013 wurden knapp 65.000 Hybridfahrzeuge auf deutschen Straßen registriert.
Diesotto:
Eine weniger verbreitete Antriebsform ist der Diesotto (Diesel & Ottomotor) – ein selbstzündender Benziner, der die besten Eigenschaften eines Diesel- und Ottomotors vereint, denn die Entwicklung in Richtung kleinere Hubräume und weniger Zylindern hält nach wie vor an. Die Entwickler setzen auf einen geringeren Wärmeverlust und günstigere Emissionswerte als bei den jeweiligen Grundmotoren.
Thorium:
Ein mit Thorium betriebenes Fahrzeug könnte alle Antriebsformen in den Schatten stellen. Dreimal häufiger als Uran findet sich das chemische Element in der Natur, ist allerdings weit weniger radioaktiv. Die US-amerikanische Firma Laser Power Systems (LPS) forscht derzeit an einem Antrieb mit dem Metall, das eine besonders hohe Dichte besitzt und dadurch eine große Menge an Hitze erzeugt. Diese wiederum kann für einen Laser genutzt werden, der Wasser zu Wasserdampf erhitzt und dadurch eine Turbine antreibt. Auf diese Weise kann aus der mechanischen Energie der Turbine Strom für einen Elektromotor erzeugt werden.
Das Energiepotential von Thorium ist enorm: Laut LPS soll allein ein Gramm des Stoffes äquivalent zu 28.000 Litern Benzin sein. Bedacht werden sollte aber immer, dass es sich bei Thorium um ein radioaktives Element handelt. Es ist noch nicht klar, auf welche Weise die abgegebene Strahlung eingedämmt werden soll.