Die Zahl der Neuzulassungen von Fahrzeugen, die mit Autogas (LPG) als Kraftstoff betrieben werden, ist in Österreich 2017 im Vergleich zum Jahr 2016 um circa 4 Prozent gesunken. Dies schlägt sich auch im Marktanteil von Autogas-Fahrzeugen nieder. Kann eine Förderung durch den öffentlichen Sektor dazu beitragen, dass weitere Autolenker ihren PKW umrüsten lassen? Wir zeigen Ihnen, welche Vor- und Nachteile Autogas mit sich bringt und wann sich eine Umrüstung Ihres Pkws lohnt.
1. Autogas-Fahrzeuge in Österreich
Im Jahr 2017 haben österreichische Autolenker im Vergleich zum Vorjahr weniger Interesse für Autogas (LPG) als Alternativkraftstoff gezeigt. Nach Angaben des der "Statistik Austria" ging die Anzahl an neu zugelassenen Autogas-Fahrzeugen um 4 Prozent zurück. Gründe hierfür seien die praktisch nicht vorhandene Nachfrage. In absoluten Zahlen entspricht der Anstieg an neu zugelassenen Autogas-Fahrzeugen allerdings nur 96 Autos. Bei den bivalent betriebenen Fahrzeugen, das heißt, die Kombination aus Benzin und Erdgas, betrug die Anzahl 289. Zum Vergleich: Insgesamt gab es 2017 in Deutschland 3,44 Millionen Neuzulassungen.
Der Marktanteil an Autogas-Fahrzeugen ist somit sehr klein.
2017 waren in Österreich insgesamt etwa 7.000 LPG-Fahrzeuge zugelassen. Bei einem Blick ins Ausland sind allerdings große Unterschiede sichtbar. So gibt es beispielsweise in der Türkei und in Polen mehr als zwei Millionen mit Autogas betriebene Fahrzeuge, in Spanien und der Schweiz fahren jeweils unter 10.000 Fahrzeuge mit Autogas. In Deutschland waren es 2017 etwa 448.000 neu zugelassene LPG-Fahrzeuge.
2. Autogas: Günstiger und umweltfreundlicher als Benzin und Diesel
Autogas hat sehr viele Vorteile zu bieten und ist sowohl aus wirtschaftlichen als auch ökologischen Gründen eine gute Alternative zu Benzin und Diesel. Vor allem der günstige Preis ist für viele Autolenker ausschlaggebend für eine Autogas-Umrüstung. Aktuell zahlen Sie in Österreich:
- für einen Liter Autogas im Schnitt 78 Cent
- für einen Liter Super 1,20 Euro
- für einen Liter Diesel 1,14 Euro
Darüber hinaus verbrennt Autogas CO2-reduziert und schadstoffarm und ist deutlich sauberer als Benzin oder Diesel. Bei der Verbrennung von LPG entsteht kein Ruß. Dazu kommt, dass die Stickoxid-Emissionen gegenüber Benzinern um rund 20 Prozent sinken. Im Vergleich zu Diesel-Fahrzeugen sogar um mehr als 95 Prozent. Vor dem Hintergrund der jüngsten Dieselskandale, die zu einem enormen Vertrauensverlust in den Dieselmotor geführt haben, setzen Verbraucher wieder vermehrt auf den emissionsarmen Alternativkraftstoff LPG.
3. Förderungen im Zuge der Energiestrategie
Im Zuge der Energiestrategie 2010 hat sich Österreich laut dem "Fachverband Gas Wärme" (FGW) unter anderem für eine massive Erhöhung der Anzahl an Erdgasfahrzeugen entschieden. Damit sollen die Klimaziele erreicht werden. Etwa 200.000 von ihnen sollen bis 2020 die Alpenrepublik durchqueren, wo bisher rund 7.000 Fahrzeuge unterwegs sind. Ein äußerst ehrgeiziges Ziel, welches einer entsprechenden Förderung durch den öffentlichen Sektor bedarf.
Solche Unterstützungen gibt es derzeit im Sinne des Klimaschutzes in einigen österreichischen Bundesländern. Diese unterscheiden sich jedoch voneinander und gelten oft nur für eine einzige Gemeinde im Sinne der Kommunalförderung. Momentan fördert Österreich ein Viertel des Erdgasbedarfs im eigenen Land. Dementsprechend hoffnungsreich ist die Perspektive, Erdgas als CO2-neutrales Biogas herzustellen. Laut Michael Mock vom Fachverband der Gas- und Wärmeversorger in Österreich ließe sich "mit einer entsprechenden Strategie ohne großen Investitionsaufwand, sondern rein mit Lenkungsmaßnahmen, der Anteil der erneuerbaren Gase im Netz von derzeit nahezu null auf 25 Prozent erhöhen".
4. Gut ausgebautes Tankstellennetz in Österreich und Europa
In Österreich ist das LPG-Tankstellennetz verhältnismäßig bereits ganz gut ausgebaut. Es ist definitiv eine positive Entwicklung zu beobachten, denn die Zahl der Erdgastankstellen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Hierzulande gibt es aktuell 161 öffentliche Tankstellen mit CNG-Zapfsäulen. Dazu kommen noch private und Betriebstankstellen (Stand: März 2018). Reine LPG-Tankstellen sind nicht immer mit Personal besetzt. Hier zahlen Sie per EC- oder Kundenkarte. Das Tanken von Autogas gestaltet sich ebenso einfach wie das Tanken von Diesel oder Benzin. Die Zapfpistole wird allerdings beim Betanken fest mit dem Füllstutzen am Fahrzeug verschraubt, wodurch sich ein geschlossenes System ergibt.
Auch in unseren europäischen Nachbarländern dürfen sich Autogas-Nutzer auf ein gut ausgebautes Autogas-Tankstellennetz freuen. An mehr als 40.000 Stationen kann europaweit LPG gezapft werden. Vor allem in osteuropäischen Ländern wie Polen ist Autogas sehr verbreitet. Auch Italien bietet viele LPG-Zapfsäulen. Im Internet finden Sie eine Liste mit Autogas-Tankstellen in Österreich und ganz Europa.
5. Nachteile von Autogas
Der Alternativkraftstoff Autogas bietet sowohl Vor- als auch Nachteile. Zu den Nachteilen zählen unter anderem:
- Der Mehrverbrauch im Autogasbetrieb
- Geringe Leistungseinbußen
- Verringerung des Kofferraumvolumens
- Keine einheitlichen Tankanschlüsse innerhalb Europas
LPG weist eine geringere Dichte als Benzin auf. Daher ist die Motorleistung von Autogas-Fahrzeugen etwas geringer als bei Benzinern und der Verbrauch um 15 bis 20 Prozent höher – was den Kostenvorteil ein wenig schmälert.
Ein weiterer Nachteil ist die leicht reduzierte Reichweite. Bei der Umrüstung wird der Gastank in den meisten Fällen in der Reserverad-Mulde eingebaut, in der weniger Platz ist als in einem klassischen Benzintank. Je nach Fahrzeuggröße passen 40 bis 60 Liter in den Gastank. Zudem schreibt das Gesetz vor, dass der Tank nur zu 80 Prozent befüllt werden darf. Zum Einbau größerer Tanks wird der Kofferraum genutzt, wodurch Sie an Ladevolumen einbüßen. Ebenfalls nachteilig ist, dass es innerhalb Europas keine einheitlichen Tankanschlüsse gibt. Im Ausland benötigen Sie einen entsprechenden Adapter (Mehr dazu erfahren Sie im nächsten Abschnitt).
6. Mit dem Autogas-Fahrzeug verreisen: Was muss ich beachten?
In Osteuropa haben Sie nicht nur zwischen sehr vielen Autogas-Tankstellen die Wahl, Sie tanken hier auch zu sehr günstigen Preisen. Polen gehört zu einem der weltweit größten Wachstumsmärkte für Autogas. Nur in der Türkei fahren noch mehr mit LPG betriebene Fahrzeuge auf den Straßen. Das schlägt sich auch im Preis nieder. Das niedrigere allgemeine Preisniveau sowie die starke Konkurrenz der LPG-Tankstellen sorgen für günstigere Preise. In Polen zahlen Sie für einen Liter Autogas bis zu 15 Cent weniger als in Österreich.
In beliebten Reiseländern wie der Schweiz, Frankreich oder einigen skandinavischen Ländern gestaltet sich diee Suche nach einer Autogas-Tankstelle deutlich schwieriger – insbesondere abseits der Großstädte und Transitstrecken. Auch der Preis für Autogas ist in diesen Ländern höher als in Österreich. Wenn Sie sich also mit Ihrem Fahrzeug Richtung Nord- oder Westeuropa bewegen, empfehlen wir Ihnen, Ihr Fahrzeug vor der Grenzüberschreitung noch einmal vollzutanken und sich über die aktuellen Autogas-Preise in unseren Nachbarländern zu informieren.
Autogas-Preise in Europa
Quelle: www.mylpg.eu (Stand: 07. März 2018)Wichtig: Immer den richtigen Adapter dabeihaben
Was Sie bei einer Auslandsreise mit Ihrem Autogas-Fahrzeug ebenfalls beachten müssen: In den europäischen Autogas-Tankstellen sowie in Kanada und den USA gibt es vier verschiedene Tanksystem-Normen:
- DISH (z. B. in Österreich, Dänemark und Griechenland)
- ACME (z. B. in Belgien, Deutschland und der Schweiz)
- Bajonett (z. B. in Großbritannien, Norwegen und den Niederlanden)
- Euronozzle (z. B. in Spanien)
Nur mit einem LPG-Adapter, der für das entsprechende Land geeignet ist, lässt sich Ihr Fahrzeug unterwegs auftanken. Generell ist es empfehlenswert, im Urlaub immer den zur LPG-Fülleinrichtung des eigenen Fahrzeugs passenden Fülladapter dabeizuhaben.
7. Wann lohnt sich der Autogas-Umbau?
Mit einer Umrüstung Ihres Fahrzeugs profitieren Sie von den Vorteilen des LPG-Kraftstoffes – ohne teure Neukaufaufwendungen. Ein Umbau kann an so gut wie allen älteren Benzinern vorgenommen werden – ganz gleich, ob es sich um einen Drei-, Vier-, Fünf-, Sechs- oder Achtzylinder handelt. Die Preise für eine Umrüstung auf Autogas belaufen sich derzeit zwischen 1.200 und 2.600 Euro. Je nach Motorleistung und Tankgröße fahren Sie mit Ihrem umgerüsteten Auto eine Strecke von 350 bis 1.000 Kilometern.
Bei der Umrüstung bleibt der normale Benzintank erhalten. So lässt sich Ihr Fahrzeug sowohl mit Autogas als auch mit Benzin antreiben (bivalenter Antrieb). Wird Ihr LPG-Vorrat während der Fahrt aufgebraucht, schaltet das System in diesem Fall automatisch in den Benzinbetrieb um. In der Regel wird das Autogas-Fahrzeug immer mit Benzin gestartet. Sobald der Motor warm ist, erfolgt die Umstellung auf Autogas.
Vorteile der Autogas-Umrüstung
- Ein Umbau ist für fast alle Benziner möglich
- Sie haben beim Fahren die Wahl zwischen Benzin- oder Autogasantrieb
- LPG bleibt auch nach 2022 günstiger als Benzin und Diesel
- Autogas-Fahrzeuge sind umweltfreundlicher
- Ihnen steht ein gut ausgebautes Autogas-Tankstellennetz in Österreich und Europa zur Verfügung
- Ein Umbau ist bereits für unter 2.000 Euro realisierbar
Für wen lohnt sich eine Umrüstung auf Autogas?
Grundsätzlich gilt: Für alle, die häufig mit dem Auto unterwegs sind und vor allem lange Strecken zurücklegen, rechnet sich ein Umbau. Wenn Sie etwa 14.000 Kilometer im Jahr mit dem Auto fahren, sparen Sie mit Autogas etwa 650 Euro. Selbst bei einem kostenintensiven Umbau, rentieren sich die Investitionen bereits nach wenigen Jahren. Die Amortisationszeit hängt von verschiedenen Faktoren ab. Diverse Autogas-Wirtschaftlichkeitsrechner helfen Ihnen dabei, herauszufinden, wie viel Geld Sie durch eine Autogas-Umrüstung im Schnitt sparen. Berücksichtigt werden bei der Berechnung u. a.:
- Verbrauch des Benziners
- Aktueller Kraftstoffpreis
- Aktueller LPG-Preis
- Fahrleistung pro Jahr
- Anschaffungspreis einer Autogas-Anlage
Autogas ist eine sichere Kraftstoffalternative
Neben den wirtschaftlichen und ökologischen Vorteilen bietet Autogas ein hohes Maß an Sicherheit. Mit LPG betriebene Fahrzeuge sind mit speziellen Überdruckventilen ausgestattet, die vor Explosionen schützen. In puncto Sicherheit bestätigt der ADAC:
„Es gibt keine Hinweise aus der Praxis, dass bei diesen Fahrzeugen ein erhöhtes Sicherheitsrisiko besteht, auch nicht aus jenen Ländern, wo relativ viele Autogasautos zugelassen sind. Crash- und Brandtests zeigen, dass Autogasautos nicht gefährlicher sind als vergleichbare Benzinfahrzeuge.“
8. Fazit
Auf Österreichs Straßen sind derzeit circa 7.000 mit Autogas betriebene Fahrzeuge unterwegs. Und auch, wenn ihr Marktanteil noch relativ gering ist, ist es im Zuge der derzeitigen Diesel-Diskussion sehr wahrscheinlich, dass zukünftig noch weitere Autolenker auf Autogas umsteigen. Die Energiestrategie, welche die Anzahl der erdgasbetriebenen Fahrzeuge auf den österreichischen Straßen erhöhen will als auch der geplante Ausbau des Gasnetzes, senden ein wichtiges Signal: Autogas wird auch in Zukunft als schadstoffarmer und preiswerterer Kraftstoff sehr wichtig sein. Die zahlreichen Vorteile sprechen eindeutig für den Alternativkraftstoff Autogas und überwiegen die Nachteile.